Weinbergsbewässerung

Positionspapier zur Weinbergsbewässerung und Wasserspeicherung in Iphofen

Stand: 12.04.2024

Einleitung

Die Winzer der Stadt Iphofen haben die Möglichkeit, für den Bau von Wasserrückhaltebecken, die mit Wasser aus dem Main gespeist werden sollen, eine finanzielle Förderung für die Bewässerung ihrer Weinberge zu erhalten. Dieses Positionspapier befasst sich mit der Dringlichkeit von Pilotprojekten zum Wasserrückhalt im Allgemeinen und zur Weinbergsbewässerung in Iphofen im Besonderen. 

Bedeutung der Winzer für Iphofen

Die Winzer sind nicht nur aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, ihre Weingüter und Produkte ziehen Besucher aus nah und fern an und tragen damit wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt bei. Aufgrund dieser Bedeutung liegt es in unserem grundsätzlichen Interesse, die Winzer bei der Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen zu unterstützen. Wir bezweifeln jedoch, dass jeder Iphöfer Winzer in gleichem Maße an diesem Pilotprojekt teilnehmen und davon profitieren kann.

Dringlichkeit von Pilotprojekten zur Bewässerung und Wasserspeicherung

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der damit einhergehenden Trockenheit ist die Einführung von Pilotprojekten zum Wasserrückhalt und zur Bewässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen von entscheidender Bedeutung für die Nahrungsmittelproduktion. “Auf diesen Umstand weist auch Heiko Paeth hin, Klimaforscher an der Universität Würzburg. Durch den Klimawandel wird sich die Verteilung der Niederschläge in Unterfranken voraussichtlich ändern. “Das heißt etwas mehr im Winter – und deutlich weniger im Sommer”, sagt Peath [sic]. Das mache es notwendig Wasser saisional [sic] anders zu verteilen. Im Rahmen des Pilotprojektes hält der Wissenschaftler die Entnahme aus dem Main für Vertretbar.” [Pirmin Breninek, März 2024]. Wasserspeicherung ist deshalb unter anderem notwendig, um Landwirten zu helfen, ihre Ernten zu schützen und die Qualität ihrer Produkte zu erhalten. Auch in anderen Bereichen außerhalb der Landwirtschaft wird es kurz- bis mittelfristig von entscheidender Bedeutung sein, Wasser zu speichern und zu einem späteren Zeitpunkt wieder nutzbar zu machen.

Neben der zwingenden Notwendigkeit, Wasser zu sparen, werden wir in unseren Breitengraden nicht umhinkommen, wie in südlicheren Ländern großflächig Wasserrückhalt zu betreiben und die Wasserüberschüsse des Winterhalbjahres zu speichern, um im Sommer die landwirtschaftlichen Kulturen bewässern zu können. Wasserrückhalt durch große Talsperren und Abflussminderung in der Fläche zur Grundwasserneubildung durch Rückbau von Drainagen und Revitalisierung von Auen. “Tatsächlich haben die Iphöfer Winzer über diese Option [Regenwasser zu speichern] nachgedacht. Doch ein beauftragtes Ingenieurbüro hat in einer Machbarkeitsstudie davon abgeraten. Einer der Gründe: die Zusammensetzung des Wassers. Das Oberflächenwasser weist in Iphofen einen hohen Sulfatgehalt auf. Das liegt am dortigen Gips-Keuper-Boden, erklärt Daniel Heßdörfer von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG). An den Schläuchen der Tropfbewässerung könnten sich Ablagerungen bilden, die Leitungen verstopfen. Außerdem könnten die Sulfatgehalte zu einer starken Versalzung des Bodens führen. „Was natürlich die Wasseraufnahme sehr deutlich reduzieren würde“, erklärt Heßdörfer.” [Pirmin Breninek, März 2024].

Es steht für uns außer Frage, dass das Anwachsen neuer Rebanlagen in den ersten drei bis fünf Jahren durch Bewässerung gesichert werden muss. Die „alten“ Rebanalgen zeigen nach unserer Kenntnis nur in wenigen Jahren Trockenstresssymptome und kaum Ertragseinbußen. Die noch seltenen Jahre, in denen Trockenheit solche Rebanlagen z.B. in eine Notreife führt, müssen gegen die hohen wirtschaftlichen Kosten abgewogen werden. Die dauerhafte Bewässerung von Weinbergen mit fest installierten Bewässerungsanlagen, nur um den Status quo bei Sorten und Mengen zu erhalten, stellen wir in Frage.

Pilotprojekte wie dieses können dazu beitragen, Erfahrungen zu sammeln und zukünftige wasserwirtschaftliche Maßnahmen effizienter und zielgerichteter zu gestalten. Die Möglichkeit die neu geschaffene Infrastruktur perspektivisch auch für andere Bedarfsträger nutzbar zu machen, sollte Teil eines ganzheitlichen Wasserkonzeptes für Iphofen sein.

Umstellung in der Bewirtschaftung

Die Option der Einrichtung von Wasserrückhaltesystemen kann und darf jedoch nicht über notwendige Anpassungen durch die Auswahl widerstandsfähigerer Rebsorten oder eine wassersparende Bodenbewirtschaftung hinwegtäuschen. Ein anderes Flächenmanagement und eine andere Sortenwahl werden unumgänglich sein, um den Trockenperioden zu begegnen. Noch vor 30 Jahren war die Reife von Spätsorten wie Silvaner und Riesling problematisch. An die Pflanzung von Merlot oder Sauvignon blanc hätte damals kein Weinkenner gedacht. Wein gedeiht in wesentlich trockeneren und wärmeren Regionen Europas. Es wird auf lange Sicht notwendig sein, angepasste Sorten neu anzupflanzen oder alte Sorten durch Züchtung trockenresistenter zu machen. Aufgrund der sehr langen Umtriebszeiten der Rebflächen und der anspruchsvollen Kundenkommunikation des sich verändernden Weinangebots ist eine schrittweise, aber zeitnahe Anpassung angezeigt.

Einsatz von Fördermitteln des Landes und der Stadt Iphofen

Wichtig ist, dass die finanzielle Unterstützung für dieses Bewässerungsprojekt zu einem großen Teil aus einem Fördertopf des Landes kommt. Es wäre unklug und widerspräche den Interessen der Gemeinde, diese Fördermittel ungenutzt zu lassen, insbesondere im Hinblick auf die erheblichen Erfahrungen, die gewonnen und für Iphofen und andere Gemeinden nutzbar gemacht werden können.

Der städtische Zuschuss sollte in diesem Zusammenhang jedoch mit Bedacht gewählt werden. Der laufende Unterhalt darf nicht zu einer Dauerbelastung für den städtischen Haushalt werden und muss von den Nutzern getragen werden. Es ist darauf zu achten, dass andere Bereiche (u. A. Jugendarbeit, Kultur, Sport und Naturschutz), die auf städtische Zuschüsse angewiesen sind, nicht gekürzt werden.

Fazit

Insgesamt ist die Durchführung von Pilotprojekten wie diesem wünschenswert. Sie sind dringend notwendig, um den Herausforderungen des Klimawandels und der Trockenheit zu begegnen. Wir betonen die Bedeutung eines ganzheitlichen Wasserkonzepts für Iphofen sowie einer nachhaltigen Bewirtschaftung und fordern die Umstellung auf widerstandsfähigere Rebsorten sowie eine effizientere Bodenbewirtschaftung.  Die Inanspruchnahme von Fördermitteln des Landes ist ein wichtiger Schritt zur Finanzierung, jedoch sollte der städtische Zuschuss begrenzt und langfristige Belastungen vermieden werden. Wir sehen eine große Chance, aus solchen Pilotprojekten für die Zukunft zu lernen und für alle wasserintensiven Bedarfsträger der Gemeinde nutzbar zu machen. Nur durch einen schonenden Umgang und eine ausgewogene und gerechte Verteilung der Ressource Wasser kann der Erhalt des Lebensstandards unserer Gemeinschaft langfristig gesichert werden.

Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen Iphofen

Quellen:

Pirmin Breninek, März 2024: Wein-Wasser-Leitung: Was geplant ist und was Experten sagen, BR24, [online] https://www.br.de/nachrichten/bayern/wein-wasser-leitung-was-geplant-ist-und-was-experten-sagen,U6QZjxZ (21.03.2024)

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